„Es gibt nichts Besseres, als mit meinen Mädels einen Pott zu holen“

Der Fußball als Teamsport ist für mich eine Lebenseinstellung.Johanna Maier

Johanna Maier, Abteilungsleiterin FC Ruderting, das Gesicht des Frauenfußballs im Landkreis Passau:

In der Straße, in der ich aufgewachsen bin, gab es in meinem Alter keine Mädchen als Spielkameradinnen. Also spielte ich jeden Nachmittag mit den Buben. Doch die gingen zwei Mal in der Woche ins Fußballtraining, und da konnte ich nicht mit. Damals war Fußball für Mädchen noch verpönt. Als ich acht war, nahm mich der Nachbar doch einmal mit. Von da an verpasste ich kein Training. Ein Talent war ich anfangs nicht, aber es machte mir Spaß. Erst war ich das einzige Mädchen, dann waren wir eine Zeit lang zu dritt. Akzeptiert wurden wir in der gemischten Mannschaft nur dann, wenn wir gut waren. Bei mir hat das Jahre gedauert. Anfangs saß ich bei den Spielen oft 90 Minuten auf der Auswechselbank. Dann kam ich in die D-Jugend. Ich weiß noch, wie mir der Nachbarsjunge im Garten versuchte, das Abseits zu erklären. Ich hab’s einfach nicht kapiert. Doch ich bin dran geblieben. Wir hatten damals einen Trainer, der sehr großen Wert auf Technik legte, bei ihm lernte ich sehr viel. Aber körperlich war ich unterlegen, gespielt habe ich nie.

Mit einem Kopfballtor den Abstieg verhindert

In der C-Jugend konnte ich immer besser mithalten, und plötzlich zählte ich zu den Mannschaftsbesten. Umgezogen hab‘ ich mich im Heizungsraum, weil es für Mädchen keine Umkleide gab, doch das war nebensächlich. Ich spielte jetzt jedes Wochenende. Mal als Libero, mal als Stürmer. Beim letzten Spiel der Saison hab ich mit einem Kopfballtor den Abstieg der Mannschaft verhindert, da waren alle völlig aus dem Häusl. Wie ich das gemacht hab, weiß ich heute auch nicht mehr. Ich hatte Angst und hielt trotzdem den Kopf hin.

Später gründete der FC Ruderting eine Mädchenmannschaft. Wir wurden immer mehr, gründeten 2005 die erste Damenmannschaft und stiegen schnell auf. Zwei Mal spielten wir in der Landesliga.

Als Coach und Spielerin in den USA

Nach meinem Schulabschluss ging ich 2007 und 2008 jeweils für drei Monate als Trainerin in die USA. Tagsüber arbeitete ich in Fußball-Camps für Kinder als Coach, abends spielte ich in der 1. amerikanischen Damenliga. Die Amis spielen einen sehr kraftbetonten Fußball, da stach ich als Technikerin total heraus. Die Amis hätten mich gerne behalten, doch ich entschied mich dafür, zuhause eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau zu machen und in Ruderting weiter zu spielen. Seit 2013 bin ich Abteilungsleiterin unserer Damenmannschaft. Ich spiele selbst aktiv, verpflichte Spielerinnen, suche Sponsoren, organisiere Turniere, kümmere mich um Trikots, mache alles, was nicht Job des Trainers ist.

Verletzt und demoralisiert

2011 spielten wir unsere erste Saison in der Landesliga. In der zweiten Saisons gingen viele gute Spielerinnen weg, dennoch hielten wir uns gut. Um keine Verletzung zu riskieren, beschloss ich, im Winter kein Hallenturnier zu spielen. Trotzdem hab ich mir alles mögliche gebrochen: Ein schwerer Autounfall auf Glatteis hätte mich fast das Leben gekostet. Während ich mich noch erholte, fielen auch andere Stammspielerinnen aus. Am Ende fehlte in der Rückrunde nur ein einziger Punkt, um weiter in der Landesliga zu spielen, das war bitter. Ich hab meinen Freundinnen ein halbes Jahr beim Abstieg zugesehen. Sie haben sich so gut gehalten, hätten es fast geschafft. Und ich musste auf der Tribüne sitzen und konnte nicht mitkämpfen. Das hat mich richtig demoralisiert, das war ein Knackpunkt. Ich wollte nicht mehr zurück in die Oberliga, habe mit dem Gedanken gespielt, mein Trikot an den Nagel zu hängen. Ich hatte einfach keinen Ehrgeiz mehr.

Zurück in die Landesliga

Meine Motivation war im Keller, doch gleichzeitig wollte ich meine Freundinnen nicht hängen lassen. Also machte ich weiter, und schon in der nächsten Saison wurden wir ungeschlagen Meister. Da wir ein sehr junges Team waren, verzichteten wir aus strategischen Gründen auf den Aufstieg in die Landesliga. 2016 passte dann alles zusammen: Mit neuen und starken Spielerinnen und einem neuen Trainer wurden wir Meister und spielen jetzt wieder in der Landesliga. Mein schönster Fußball-Moment war der 1. Aufstieg in die Landesliga 2011.Wir hatten eine überragende Saison gespielt, alle fieberten mit, das entscheidende Derby wurde groß in der Presse angekündigt, heimlich ließen wir schon die Meister T-Shirts drucken.

Am Tag der Tage hatte war es unwahrscheinlich heiß, es hatte fast 40 Grad. Wir spielten, kassierten erst ein 0:1, dann ein 0:2, was uns alle ziemlich irritierte. Aber wir waren so fixiert auf den Sieg. Vor der Halbzeit schafften wir das 1:2., dann ging es Schlag auf Schlag 1:3 , 2:3 , 3:3 , 4:3 , 4:4 . Ein unglaublich nervenaufreibendes Spiel, für uns und auch das Publikum. Nach jedem Tor schrie meine Mutter. „Holt den Sekt raus“!, doch dann schossen die anderen wieder ein Tor, es war kaum auszuhalten. Ich spielte um mein Leben. In den letzten Minuten schossen wir schließlich das 6:4. Wir rannten alle raus aufs Spielfeld, weinten, alles fiel von uns ab. Die Presse war da, machte Fotos, am nächsten Tag war eine ganze Seite über uns in der Zeitung.

Gemeinsam was durchziehen

Der Fußball als Teamsport ist für mich eine Lebenseinstellung. Ich genieße den Zusammenhalt in der Mannschaft, das Spielen mit den besten Freundinnen. Miteinander hart arbeiten, gemeinsam was durchziehen, das gefällt mir, im Beruf und im Sport. Es gibt nichts Besseres, als mit deinen Mädels einen Pott zu holen.

Mit Soccergirl gibt es jetzt endlich gibt es Mode für uns Frauen, die dieses Lebensgefühl zum Ausdruck bringt. So wie ein gutes Spiel ist auch die Marke ein Gemeinschaftswerk. Josef hat ein Sportgeschäft und den Willen, etwas für den Frauenfußball zu tun. Birgit Fellner und ich sind die Frauen an der Front und wissen, was Soccergirls sich wünschen.